Radfahren im Winter: Was tun gegen kalte Füße?
Im Winter radeln ist schön, aber kalt. "Mir macht die Kälte nichts mehr aus, ich bin gern draußen", sagt Radbloggerin und ADFC-Stuttgart-Vorstandsmitglied Christine Lehmann. Wenn nur die kalten Füße nicht wären. Was kann da helfen?
Christine schreibt:
Gegen kalte Fingerspitzen beim Radfahren helfen mir Motorradhandschuhe, gegen kalte Füße habe ich noch nichts gefunden, außer für den Nordpol geeignete Winterstiefel. Die allerdings trägt nur, wer als Alltagsradler*in unterwegs ist, aber nicht auf sportlicher Tour.
Warme Füße brauchen einen warmen Kopf
Dass die Füße so gern kalt werden, liegt daran, dass der Körper versucht, die Organe im Leib und im Kopf zu wärmen, weshalb er den unnötigen Zehen und Fingern Wärme entzieht. Wenn man nicht aufpasst, hat man nach längeren Eisfahrten ernsthafte Erfrierungen. Beim Gehen kriegt man selten kalte Füße, denn der Fuß trägt das ganze Körpergewicht und wird abgerollt. Auf dem Pedal ist der Fuß zu starr und unbeweglich und der Druck auf ihn auch nicht groß genug, um die Durchblutung anzukurbeln.
Ein Mittel, um sich beim Radeln vor kalten Füßen zu schützen, ist, Rumpf und Kopf gut gegen Kälte zu schützen. Vor allem den Kopf, der braucht nämlich viel Energie, um das Gehirn warm zu halten. Und je weniger Wärme für Rumpf und Kopf produziert werden muss, desto weniger schnell stellt der Körper die Durchblutung von Händen und Füßen ein.
Eine entscheidende Abhilfe sind auch weite Schuhe. Enge Schuhe behindern die Durchblutung zusätzlich. Weite Schuhe haben auch das Quäntchen Luft rund um den Fuß, das selbst schon wieder isoliert. Luft ist ein extrem guter Isolator.
Deshalb helfen auch Wollsocken viel besser als Baumwollsocken, vor allem, wenn man zwei übereinander zieht. Wolle ist ein Warmhaltematerial, das vom Schaf ja schon gemacht wurde, um warm zu halten, es isoliert auch durch die Luft zwischen den Fasern. Zehensocken sollen da auch ganz gut sein, weil sie jeden Zeh umhüllen. Eine zweite Stufe sind Socken mit wasserdichten Membranen. Oder Neoprensocken, die es für Windsurfer gibt. Zur Not tun es aber auch zwei Plastiktüten über den Schuhen, wahlweise ein Paar Gamaschen/Überschuhe. Oder zwei Gefrierbeutel zwischen zwei Lagen Socken. Früher nahm man Zeitung, die auch recht gut isoliert.
Das alles nützt nach meiner Erfahrung zwar auf Dauer nicht, aber es verlängert die Warmphase. Eine gute Basis für alles ist eine isolierende Einlegesohle für die Schuhe. Schuhe und Füße kann man übrigens auch mit Frischhaltefolie vor Nässe schützen. Sie klebt selber und passt sich der Schuhform an. Und sie nimmt wenig Platz weg.
Wer eine lange Tour vorhat, könnte es auch mit chemischen Zehenwärmern probieren. Die klebt man auf die Socken (manchmal kleben sie so fest, dass es die Socken zerreißt), und sie entfalten bei Luftzirkulation für fünf bis sechs Stunden Wärme, die manchen sogar zu heiß ist.
Ansonsten: halt zwischendurch mal absteigen und eine Strecke gehen (hüpfen etc.), bis die Füße wieder pulsieren.
Info: Die Mitmach-Aktion "Frostpendeln" startet bald. Von 1. November bis Ende Februar könnt ihr auf frostpendeln.de Kilometer sammeln, Erfahrungen austauschen und euch bei richtig schlechtem Wetter gegenseitig motivieren. Seit 2020 beweisen die Frostpendler:innen Jahr für Jahr, dass das Fahrrad nicht nur im Sommer als Schönwetter-Pendelfahrzeug taugt. |