Stellungnahme zum Rahmenplan B14 und zur Verlegung des Cityrings
Wir unterstützen die Verlegung des Cityrings in die Wolframstraße – sofern es dort von Beginn an beidseitig attraktive, voneinander getrennte Geh- und Radwege gibt. Und für den Radverkehr an der B14 braucht es jetzt schnell eine Interimslösung.
Hier unsere Stellungnahme in voller Länge:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Nopper,
sehr geehrte Herren Bürgermeister Maier, Pätzold und Thürnau, sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
zur Verlegung des Cityrings in die Wolframstraße:
Der ADFC Stuttgart unterstützt die Verlegung des Cityrings in die Wolframstraße. Der Bahnhofsvorplatz muss endlich ein attraktiver Platz werden, damit Reisende sich gleich in Stuttgart wohl fühlen.
Wichtig ist selbstverständlich, dass am neuen Teil des Cityrings von Beginn an beidseitig attraktive, breite und voneinander getrennte Geh- und Radwege geschaffen werden. Das gilt sowohl für die Heilbronner Straße als auch für die Wolframstraße und den ganzen Bereich im Umfeld des Neckartors.
Im Bereich der Cannstatter Straße sollte man bereits während der Kanalsanierung ein Radverkehrsangebot einrichten. Im Anschluss sollte sofort die Zielplanung vom Rahmenplan B14 umgesetzt werden.
Zum Rahmenplan B14:
Aufgrund des langen Umsetzungshorizonts wird eine Interimslösung für den Radverkehr an der B14 benötigt. Der Zustand ist insbesondere im Bereich der Oper nicht länger tragbar und muss umgehend geändert werden.
Zwischen Österreichischem Platz und Gebhard-Müller-Platz sind die Nebenfahrbahnen größtenteils zweistreifig. Davon kann ein Fahrstreifen in einen Radfahrstreifen oder eine Umweltspur umgewandelt werden. Eine Änderung der LSA-Programme sollte dafür nicht erforderlich sein, sodass diese Maßnahme als Pop-up-Lösung sehr schnell umsetzbar ist. Vor allem im Bereich der Oper und der Holzstraße ist dies wichtig – inklusive einer Wiederfreigabe der Busspur über den Charlottenplatz für den Radverkehr (Richtung Südwest). Eine solche Umwidmung wirkt sich sofort positiv auf den Fußverkehr und die Aufenthaltsqualität aus, da der Kfz-Verkehr dann nicht mehr direkt am Gehweg entlang führt und einspuriger Autoverkehr deutlich ruhiger dahinrollt als zweispuriger mit Überholmanövern.
Insgesamt zeigt der Entwurf noch zu viele Fahrspuren für den Kfz-Verkehr. Die Knotenpunkte sind großteils weiterhin große und menschenfeindliche Asphaltwüsten. Als Alternative sollen Kreisverkehre geprüft werden. An der ebenfalls sehr stark befahrenen Sternkreuzung in Ludwigsburg hat sich ein entsprechender Versuch bewährt und soll verstetigt werden. Dort wurde die Unterfahrungsmöglichkeit der Kreuzung beibehalten.
Falls dies nicht möglich sein sollte, erwarten wir, dass die Anzahl der Abbiegespuren für den Kfz-Verkehr deutlich reduziert wird. An deren Stelle sind möglichst direkte Führungen für den Radverkehr über alle Kreuzungen in allen Richtungen einzurichten. Für den Radverkehr sind direkte und indirekte Linksabbiegemöglichkeiten vorzusehen, sodass sowohl selbstbewusste als auch eher ängstliche Radfahrer*innen den für sie jeweils geeigneten Weg auswählen können.
Detailpunkte:
Bei Veranstaltungen in der Tübinger Straße ist der Radverkehr über die Hauptstätterstraße umzuleiten. Die heute übliche Umleitung über die Heusteigstraße ist ungeeignet, da dafür die Hauptstätter Straße zweimal gequert werden muss, was zu langen Wartezeiten führt. Der Gehweg an der Nordwestseite der Hauptstätter Straße sollte daher so beschaffen sein, dass er zumindest im Umleitungsfall in beiden Richtungen für den Radverkehr freigegeben werden kann.
Für sehr gut halten wir den Entwurf im Bereich des Stuttgarter Wilhelmsplatzes – ohne Kfz-Verkehr. Hier sollte möglichst zeitnah (ggf. als Verkehrsversuch) die entsprechende Regelung als Pop-up-Maßnahme umgesetzt werden.
Am Dorotheenquartier muss verhindert werden, dass aus dem Parkhaus ausfahrende Autofahrer*innen auf dem Radweg warten, bis die Fahrbahn frei ist. Ein Radweg unmittelbar neben der Fahrbahn ist dafür unseres Erachtens nicht die richtige Lösung.
Ein Fahrradparkhaus wird dringend in der Nähe des Bahnhofs benötigt. Ein solches sollte daher vor allem am Gebhard-Müller-Platz geplant werden, dort rechnen wir mit deutlich mehr Nachfrage als etwa am Charlottenplatz.
Auch wenn der lang ersehnte Radweg außerhalb des Schlossgartens gebaut wird, ist die Neckarstraße dennoch eine wichtige lokale Verbindung, die durchgängig fahrradgerecht gestaltet werden sollte. Sehr dringend zu ändern ist die problematische Führung des Radverkehrs entlang der parkenden Autos an dem Abschnitt von der Heilmannstraße Richtung Neckartor. Außerdem denkbar sind zum Beispiel Fahrradstraßen auf der Neckarstraße zwischen Hackstraße und Werderstraße. Diese sollten zeitnah umgesetzt werden.
Auch weiter außerhalb des Planungsgebietes sind Vorabmaßnahmen erforderlich, um die Radverbindung zwischen der Innenstadt und dem größten Stadtbezirk – Bad Cannstatt – zu stärken. Dabei muss der Anschluss vom Berger Platz Richtung König-Karls-Brücke verbessert werden. Der Stadtbahn-Überweg am „Flora und Fauna“ ist bereits heute ein Nadelöhr, hier muss der Radverkehr besser vom Biergarten getrennt werden. Längerfristig sollte eine nicht ebenerdige Querung der Stadtbahn angestrebt werden.
Freundliche Grüße
Tobias Willerding
Vorsitzender des ADFC Kreisverbands Stuttgart