
Der Stuttgarter Schwabtunnel – zu eng für alle, zu gefährlich für Fuß und Rad. © Christine Lehmann, ADFC Stuttgart
Angststrecke Schwabtunnel
Der Schwabtunnel verbindet West und Süd und ist eine wichtige, aber gefährliche Radroute – die geplante Gehweg-Freigabe macht's nicht besser. Wie den Auto-Rad-Fußverkehrskonflikt befrieden? Wir zeigen Maßnahmen auf, die jetzt schnell umzusetzen sind!
Stellungnahme des ADFC Stuttgart zum Thema Schwabtunnel
Der Schwabtunnel ist eine wichtige Verbindung für Radfahrerinnen und Radfahrer. Das gilt auch für den Schulverkehr, denn gleich beim Südportal befinden sich Schulen. Auch wenn der Tunnel heute von mehr Autofahrer*innen genutzt wird als von Radfahrer*innen, heißt das nicht, dass er für diese eine größere Bedeutung hat. Wer eine typische Autoentfernung von über zehn km zurücklegt, hat meist die Auswahl zwischen mehreren Strecken. Das Rad wird hingegen überwiegend für kürzere Strecken genutzt, bei denen sich ein Umweg viel stärker auswirkt – im Zweifelsfall ist es dann keine Kurzstrecke mehr, die man mit dem Rad zurücklegen möchte, sondern man wählt doch das Auto, um ans Ziel zu kommen.
Das Problem ist bekannt: Radfahrer*innen fühlen sich unsicher, da sie im Tunnel oft zu dicht überholt werden und manche Autofahrer gar aggressiv und Angst einflößend unterwegs sind. Obwohl im Tunnel ein ausdrückliches Überholverbot besteht, welches auch das Überholen von Fahrrädern umfasst, berichten Radfahrende immer wieder von solchen Erlebnissen. Viele Radfahrer*innen meiden daher den Tunnel und fahren Umwege oder greifen auf andere Verkehrsmittel zurück. Eine Mobilitätswende lässt sich so nicht erreichen!
Nun plant die Stadt, die Gehwege für den Radverkehr freizugeben, was eine sehr umstrittene Maßnahme ist, da diese Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern begünstigt. Außerdem fürchten Radfahrerinnen und Radfahrer, dass sie es dann beim Benutzen der Fahrbahn erst recht mit aggressiven Autofahrern zu tun bekommen, da diese nun meinen, die Radfahrer sollen den Gehweg nutzen und hätten auf der Fahrbahn nichts mehr zu suchen.
Wir vom ADFC Stuttgart sagen deshalb ganz klar:
- Diese „Zwischenlösung“ darf definitiv nicht zu einer Dauerlösung werden.
- Es müssen mindestens zeitgleich Fahrrad-Piktogramme auf der Fahrbahn markiert werden, damit allen klar ist, dass Radfahrer*innen hier fahren dürfen und erwünscht sind.
- Das Überholverbot muss stärker kommuniziert werden, da das entsprechende Verkehrszeichen anscheinend noch weitgehend unbekannt ist. Dafür geeignet sind Banner über den Tunnelportalen.
- Nicht nur der Tunnel selbst ist ein Problem, sondern auch die Zufahrten an der Schickhardtstraße und der Schwabstraße. Daher müssen mindestens von der Böblinger Straße bis zum Tunnelportal bzw. mindestens von der Augustenstraße bis zum nördlichen Portal folgende Maßnahmen ergriffen werden:
° Radfahrstreifen dort, wo sich heute (zum Teil nur nachts) Kfz-Stellplätze befinden.
° Gemeinsame Rad- und Busspuren werden nicht bergab benötigt, sondern bergauf – zumindest aus Sicht des Radverkehrs.
° Kurze Engstellen wie die Bushaltestelle Schickhardtschule, müssen entschärft werden, indem das Überholen durch Verkehrseinrichtungen wie Schwellen oder Baken verhindert wird. Der Radverkehr soll bevorrechtigt in die Engstelle geführt werden.
Als Dauerlösung stellen wir uns einen Tunnel vor, der „nur“ noch für den Umweltverbund geöffnet ist: Fußverkehr, Radverkehr (natürlich auf der Fahrbahn), Busse. Das wäre für die Autofahrer*innen wie eingangs erläutert durchaus gut zumutbar. Letztlich ist das die einzige Maßnahme, die zu einer echten Befriedung führen kann. Sie sollte nicht irgendwann, sondern schnellstmöglich umgesetzt werden.