Schwabtunnel nur noch für den Bus-, Fuß- und Radverkehr!
Über 150 Menschen beteiligten sich am Freitag, 4. Juli 2025 an der Demonstration für eine Umweltspur durch den Stuttgarter Schwabtunnel. Rund 60 Zufußgehende und 90 Radfahrende setzten ein starkes gemeinsames Zeichen für Veränderung.
Der Schwabtunnel ist für Zufußgehende und Radfahrende nicht sicher, der jetzige Zustand kann nicht so bleiben – das ist seit Langem bekannt. Viele Autofahrende halten sich nicht an das Überholverbot im Tunnel, Radfahrende werden massiv bedrängt. Die vor Kurzem erfolgte Freigabe des Gehwegs für den Radverkehr verschlechtert die Situation für Fußgänger*innen enorm. Zwar hat die Stadt Stuttgart nun endlich beschlossen, Tempo 30 einzuführen und eine Piktogrammkette anzubringen. Doch diese Maßnahmen sind kein wirksames Mittel gegen das Überholen und Bedrängen von Radfahrenden. Daher fordert ein Aktionsbündnis aus neun Umwelt- und Verkehrsverbänden: "Schwabtunnel nur noch für den Bus-, Fuß- und Radverkehr!"
Warum musste es zu dieser strikten Forderung kommen? Weil Autofahrende das Überholverbot missachten
Um das Überholen im Schwabtunnel zu verhindern und die Sicherheit des Fuß- und Radverkehrs zu erhöhen, war der Ruf nach einer baulichen Trennung der beiden Fahrstreifen laut geworden. Das Tiefbauamt der Stadt Stuttgart verwarf dies jedoch: Das sei technisch nicht möglich. Der ADFC forderte eine stärkere Kommunikation des Überholverbots – bislang ebenfalls nicht erfolgt – und wies darauf hin, dass neben der Tunnelstrecke auch die Zufahrtsstrecken eine sichere Radinfrastruktur aufweisen müssen.
Vor diesem Hintergrund bietet nur der seit Jahren diskutierte Verkehrsversuch mit einer Umweltspur von Süd nach West einen konsequenten Ansatz, um die andauernden Verkehrsverstöße der Autofahrenden zu unterbinden. Laut dem Aktionsbündnis wird langfristig nichts daran vorbeiführen, den Tunnel Schritt für Schritt dem Umweltverbund aus Bus-, Fuß- und Radverkehr vorzubehalten. Nur so kann sich auch die Situation auf den Zufahrtsstrecken entspannen. Der Bezirksbeirat Stuttgart-West signalisierte inzwischen grünes Licht für Schritt eins: die einseitige Umweltspur.
Gehweh mit Rad frei: eine schallende Ohrfeige für alle, die sich an die Regeln halten
Bei der Demo am 4. Juli veranschaulichte der Fuss e.V. die zu engen Verhältnisse auf den Gehwegen des Schwabtunnels. Friederike Votteler von der Naturfreunde Radgruppe Stuttgart: "Fußweg mit Rad frei ist das Ergebnis eines Versagens auf ganzer Linie und eine schallende Ohrfeige für alle Verkehrsteilnehmer, die sich an die Regeln halten. Hier zeigt sich, dass Verwaltung und Polizei nicht willens und in der Lage sind, die Einhaltung geltender Regeln konsequent einzufordern." Ein Vater, dessen Kinder auf die Schickardtschule gehen, schilderte die Gefahren für Schüler*innen im Tunnel. "Hier geht es nicht darum, dass der Radverkehr den Autos die Strecke verwehrt. Sondern Autofahrer, die sich nicht an die Regeln halten, erzwingen die Maßnahme zur Sperrung der Strecke für alle Autofahrer.“ Francesco Blandini vom Jugendrat West zeigte auf, wie mutlos die bisherigen Ansätze der Stadt waren, und trat vehement für den Schutz des Schulverkehrs ein.
Nach der Auftaktkundgebung machten sich Fußgänger*innen und Radfahrende in zwei verschiedene Richtungen auf, um den Schwabtunnel von Stuttgart-Süd und -West aus zu erreichen und sich im Tunnel zu treffen. Ein Banner des Fuss e.V. zierte das westliche Tunnelportal, das Klimaaktionsbündnis Kesselbambule verschönerte das Südportal.
Veranstaltet hat die Demo ein Aktionsbündnis aus den folgenden neun Umwelt- und Verkehrsverbänden: Fuss e.V., Naturfreunde Radgruppe, ADFC, VCD, Kesselbambule, BUND, Greenpeace, Zweirat und Kidical Mass Stuttgart.