Stellungnahme des ADFC zur Kampagne Rad nimmt Rücksicht
ADFC unterstützt die Kampagne der Stadt „Rad nimmt Rücksicht“ – sieht aber Widersprüche zur aktuellen Radverkehrsinfrastruktur
ADFC unterstützt die Kampagne der Stadt „Rad nimmt Rücksicht“. So wie wir Radfahrende Rücksichtnahme von Autofahrer*innen erwarten, sollte Rücksichtnahme gegenüber zu Fuß Gehenden eine Selbstverständlichkeit sein. Anderseits zeigt die Kampagne auch die Defizite der Stuttgarter Radinfrastruktur.
Stellungnahme des ADFC Stuttgart zur Kampagne „Rad nimmt Rücksicht“ der Stadt Stuttgart
„Miteinander läuft’s besser“ – unter diesem Motto hat die Stadt Stuttgart im letzten Jahr mit einer umfangreichen Kampagne (Plakatwände, Brücken-banner, Telefonansage, Aufkleber usw.) auf den notwendigen Überholab-stand von 1,5 Meter innerorts und 2 Meter außerorts hingewiesen, den Autofahrer*innen beim Überholen von Radfahrenden einhalten müssen.
In diesem Jahr startet die Stadt mit einer neuen Kampagne „Rad nimmt Rücksicht“. Die Kampagne weist Radfahrende darauf hin, besondere Rück-sicht gegenüber Fußgänger*innen als schwächere Verkehrsteilneh-mer*innen zu nehmen.
Der ADFC Stuttgart unterstützt die Kampagne ausdrücklich!
So wie wir Radfahrende Rücksichtnahme von Autofahrer*innen erwarten, sollte Rücksichtnahme gegenüber zu Fuß Gehenden eine Selbstverständ-lichkeit sein.
Die bisherigen Kampagnen zu „Miteinander läufts besser“, die Abstands-kampagne im letzten Jahr sowie die Rücksicht-Kampagne in diesem Jahr, verdeutlichen jedoch auch die Defizite der Radverkehrsinfrastruktur in Stuttgart. So gibt es zum Beispiel zwischen Bad Cannstatt und Stuttgart Mitte keine konfliktfreie Radverkehrsinfrastruktur. Entweder kann man zwischen Fußgänger*innen im Schlossgarten fahren oder auf die Neckarstraße ausweichen und hier gefährliche Überholmanöver durch den Kfz-Verkehr in Kauf nehmen.
Die aktuelle Stuttgarter Verkehrsinfrastruktur zwingt Radfahrende häufig in den Mischverkehr mit zu Fuß Gehenden. Es braucht zum Beispiel neue, getrennte Radwege an der Cannstatter Straße, der Heilbronner Straße und der Prag¬straße um den Alltagsradverkehr aus dem Schlossgarten/ Rosensteinpark zu holen.
Aber selbst neueste Planungen, wie der Umbau der Pragstraße, sehen wieder kombinierte Rad-/Gehwege vor. Dafür haben die Radfahrer*innen in Stuttgart kein Verständnis.
Die Stadt Stuttgart hat großen Nachholbedarf, um ihren eigenen Ansprüchen, die sie in Kampagnen wie diesen formuliert hat, bei der Verkehrsplanung auch Rechnung zu tragen.
Zum Schluss noch ein paar Gedanken in Richtung der Radfahrer*innen:
- Radfahrer*innen haben auf Gehwegen nichts verloren! Besonders ärgerlich sind jedoch die Radfahrenden, die auf nicht für sie freigegebenen Gehwegen zwischen Fußgänger*innen Slalom fahren. Dies gefährdet insbesondere alte Menschen und spielende Kinder.
- Es gibt zahlreiche Radverkehrsverbindungen auf Wirtschafts- und Waldwegen, auf denen die gemeinsame Nutzung mit dem Fußverkehr vorgegeben ist. Hier heißt es rechtzeitig klingeln, Tempo runter und den schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen Vorrang einräumen.
- Besonderes Augenmerk gilt es auf Kinder zu richten. Ihre Spontanität – so erfrischend sie auch manchmal ist – erfordert von uns extrem hohe Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme.
- Das Smartphone sollte man während des Fahrradfahrens genauso wenig nutzen wie am Steuer eines Autos.
- Bei Fußgänger*innen, die wohlwollend Platz machen, sich zu bedanken, hat noch niemandem geschadet und erhöht das gegenseitige Verständnis.
In diesem Sinne:
„Rad nimmt Rücksicht“